Was ist die Österreichische Schule?

Die österreichische Schule ist eine Denkrichtung innerhalb der Volkswirtschaftslehre, die ihren Ursprung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in Österreich hat. Diese Schule der ökonomischen Theorie konzentriert sich auf die Rolle des Individuums in der Wirtschaft und lehnt in hohem Maße staatliche Eingriffe in den Markt ab. Die Hauptvertreter dieser Schule sind Carl Menger, Ludwig von Mises und Friedrich Hayek.

Die österreichische Schule betont die Bedeutung subjektiver Werte und individueller Präferenzen für die Bestimmung von Preisen und Märkten. Sie unterscheidet sich damit von anderen wirtschaftlichen Denkschulen. Die österreichische Schule legt großen Wert auf unternehmerische Aktivitäten, freie Märkte, Privatwirtschaft und Selbstregulierung. Es wird davon ausgegangen, dass ein freier Markt und freie Preisbildung die Ressourcen effizienter verteilen und zu mehr Wohlstand führen als staatliche Eingriffe oder Planwirtschaft.

Eines der zentralen Konzepte dieser Schule ist die sogenannte "ökonomische Kalkulation". Dieses Prinzip besagt, dass Individuen Entscheidungen auf der Grundlage ihrer Präferenzen, Informationen und Erwartungen treffen. Durch diese Entscheidungen werden Knappheiten und Überschüsse im Wirtschaftssystem sichtbar, und Märkte können sich entsprechend anpassen. Dieses Prinzip trägt zur Verbesserung der Ressourcenallokation und des allgemeinen Wirtschaftswachstums bei.

Begriffsinhalt

Die Österreichische Schule oder auch Austrian School bezieht sich auf verschiedene Standpunkte innerhalb der Wirtschaftswissenschaften. Israel Kirzner, ein Schüler von Ludwig von Mises, identifiziert fünf unterschiedliche Perspektiven für den Begriff:

  • Die vorwiegend in Deutschland und Österreich angesiedelte Auffassung der Österreichischen Schule als historische Phase der Wirtschaftswissenschaft, deren Lehren (insbesondere die Lehre vom Grenznutzen und einer wirtschaftsgeschichtlich unabhängigen Wirtschaftstheorie) seit spätestens 1930 von fast allen anderen Schulen akzeptiert wurden.

  • Das wiederkehrende Interesse an der Kapitaltheorie von Böhm-Bawerk, jedoch ohne die strikte subjektivistische Theorie Mengers. In diesem Kontext wird der Begriff häufig bei John Richard Hicks (Capital and Time: A Neo-Austrian Theory (1973)), Peter Bernholz und Malte Michael Faber (Introduction to Modern Austrian Capital Theory (1979)) verwendet.

  • Seit den 1980er Jahren steht austrian in den USA für eine generell libertäre politische Philosophie, die sich für freie Märkte ausspricht. Dieser Gedanke geht insbesondere auf Murray Rothbard zurück.

  • Ab etwa 1970 besteht in den USA ein Interesse an der historischen Österreichischen Schule und deren Ideen und Methoden von Carl Menger und der sogenannten ersten Generation der Wirtschaftstheoretiker, einschließlich der späteren Konzepte von Mises und von Hayeks. Manchmal wird hierfür auch der Begriff Neo-Austrians genutzt. Dieser Ansatz findet sich beispielsweise bei Murray N. Rothbard (Man, Economy and the State (1962)) und Israel Kirzner (Competition and Entrepreneurship (1973)). Die Neo-Austrians grenzen sich vor allem durch ihre Betrachtung von Märkten als Prozess im Gegensatz zum vorherrschenden Gleichgewichtsmodell der Wirtschaftswissenschaft ab.

  • Schließlich versteht man unter einer allgemeinen subjektivistischen Theorie der Mikroökonomie eine Haltung, die die Unsicherheit aller ökonomischen Entscheidungen betont. Kirzner zählt das Werk von G. L. S. Shackle und Ludwig Lachmann zu dieser Herangehensweise.

Grundprinzipien der österreichischen Schule

Die österreichische Schule ist eine Denkrichtung innerhalb der Volkswirtschaftslehre, die ihren Ursprung in Österreich hat. Sie legt Wert auf individuelle Entscheidungen und den Marktmechanismus. Hier sind einige grundlegende Prinzipien dieser Schule:

  • Methodologischer Individualismus: Die österreichische Schule betont die Rolle des einzelnen Individuums in der Wirtschaft. Sie analysiert das menschliche Handeln und erklärt, wie Marktergebnisse aus den Entscheidungen und Handlungen der Individuen entstehen.

  • Subjektive Werttheorie: Die österreichische Schule erkennt an, dass der Wert einer Ware oder Dienstleistung nicht von objektiven Faktoren abhängt, sondern vielmehr von der individuellen Wertschätzung der Menschen. Jeder Mensch hat unterschiedliche Präferenzen, die den Wert der Güter und Dienstleistungen bestimmen. Die Schule lehnt somit die objektive Werttheorie ab.

  • Zeit- und Struktur der Produktion: Ökonomen der österreichischen Schule analysieren den Einfluss von Zeit und Kapitalgüterstruktur auf die Produktion. Sie betonen, dass wirtschaftliches Wachstum durch das Arrangement von Produktionsfaktoren, die in verschiedenen Stadien der Produktion eingesetzt werden, erreicht wird.

  • Spontane Ordnung: Die österreichische Schule sieht den Markt als ein System, das sich selbst organisiert und regelt. Sie glaubt, dass eine freie Marktwirtschaft die bestmögliche wirtschaftliche Ordnung schafft, indem sie den Austausch von Waren und Dienstleistungen ermöglicht und auf die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen eingeht.

  • Unternehmerische Funktion: Ökonomen der österreichischen Schule erkennen die Rolle des Unternehmers als zentralen Akteur in der Wirtschaft an. Unternehmer erkennen und nutzen profitbringende Gelegenheiten, indem sie Risiken eingehen und die wirtschaftliche Unsicherheit bewältigen.

  • Kritik an Zentralbanken und Interventionismus: Die österreichische Schule argumentiert gegen die Notwendigkeit von Zentralbanken und staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft. Sie betont, dass Marktprozesse sich selbst regulieren und staatliche Eingriffe in Form von Geldpolitik oder Regulierung häufig zu unerwünschten Ergebnissen und Wirtschaftskrisen führen können.

Die oben genannten Prinzipien zeigen den Schwerpunkt der österreichischen Schule auf individueller Freiheit, Eigenverantwortung und der Selbstregulation von Märkten. Diese Schule bietet eine alternative Perspektive zu anderen wirtschaftlichen Denkrichtungen, wie beispielsweise der Keynesschen Ökonomie.

Methodik

Die Österreichische Schule vertritt die Idee, dass Theorien aufgrund der "Theorieabhängigkeit von Daten" nicht klar durch Geschichte oder Empirie widerlegt werden können. In der Praxis überschritt der Erkenntnisskepsis der neueren österreichischen Schule den kritischen Rationalismus. Friedrich von Hayek hat es vermieden, seine Theorien empirisch zu prüfen, indem er argumentierte, dass dies nur bei einfachen Theorien und nicht bei komplexen Phänomenen – wie seinen eigenen Arbeiten – möglich sei. Eine solche Haltung wäre selbst für einen Anhänger des kritischen Rationalismus unhaltbar, insbesondere da Hayek praktische Probleme angehen wollte.

Ludwig von Mises' Perspektive wurde durch Katallaktik und Praxeologie beeinflusst, einem radikalen Apriorismus und einer fundamentalen Gegnerschaft gegenüber Empirie, Ökonometrie und abstrakter Mathematik. Dies zeigt die starke Abwendung von empirischen Methoden in der Österreichischen Schule und die Betonung theoretischer Ansätze.

Bedeutende Ökonomen und ihre Beiträge

Antike und scholastische Vorläufer

Anhänger der Österreichischen Schule betrachten bereits Ciceros Werk De re publica aus dem Jahre 51 v. Chr. als Vorwegnahme zentraler Argumente von Mises und Hayek bezüglich der Unmöglichkeit des Sozialismus. Die Hauptthese besagt, dass eine zentrale Planungsstelle nie über das Wissen verfügen kann, das im Preissystem zum Ausdruck kommt, sodass eine zentral verwaltete Wirtschaft zwangsläufig einem Marktsystem unterlegen ist.

Hayek betrachtet, im Gegensatz zu Max Weber, die Ursprünge des Kapitalismus nicht in der calvinistischen und protestantischen Ethik, sondern in der spätscholastischen Schule von Salamanca. Er zitiert in seiner Nobelpreisrede 1974 Luis de Molina und Juan de Lugo. Murray Rothbard bezeichnet die Schule von Salamanca als "Proto-Austrians". Jesús Huerta de Soto sieht in ihren Lehren sowie bei Richard Cantillon und Turgot bereits wesentliche Ideen der Österreichischen Schule vorweggenommen.

Erste Generation: Carl Menger (1840–1921)

Als Begründer der Schule gilt Carl Menger mit seinem 1871 erschienenen Werk Grundsätze der Volkswirtschaftslehre. Die Grundsätze stellen die erste Gesamtbetrachtung der Ökonomie aus einer konsequent subjektivistischen Perspektive dar. Menger sah seine Arbeit vor allem im starken Gegensatz zur klassischen Nationalökonomie. Menger betonte die menschliche Kreativität und Tätigkeit als zentrale Elemente aller wirtschaftlichen und sozialen Prozesse.

Zweite Generation: Eugen von Böhm-Bawerk (1851–1914)

Eugen von Böhm-Bawerk baute auf Mengers Ansatz auf und entwickelte die Theorie des Kapitalismus und der Zinsen weiter. Er leistete bedeutende Beiträge zur Theorie der Opportunitätskosten, dem Verständnis der Kapitalstruktur der Wirtschaft sowie zur subjektiven Werttheorie.

Dritte Generation: Ludwig von Mises (1881–1973)

Ludwig von Mises erweiterte die Arbeit seiner Vorgänger und prägte den weiteren Verlauf der Österreichischen Schule. Wichtige Beiträge von Mises umfassen seine Theorie von Angebot und Nachfrage, seine Kritik am Sozialismus und Interventionismus und sein Plädoyer für den freien Markt und individuelle Freiheit.

Vierte Generation: Friedrich August von Hayek (1899–1992)

Friedrich August von Hayek, ein Schüler von Mises, erweiterte die österreichische Theorie in den Bereichen Geld, Wirtschaftspolitik, Wettbewerbsregeln und Freiheit. Hayeks Hauptwerk Der Weg zur Knechtschaft prägte Generationen von Ökonomen und Philosophen und beeinflusste die Wirtschaftspolitik auf der ganzen Welt.

Austrian Economics und Neo-Austrians in den USA

In den Vereinigten Staaten haben Ökonomen wie Murray Rothbard und Israel Kirzner die traditionelle österreichische Theorie aufgegriffen und weiterentwickelt. Insbesondere haben sie den Fokus auf individuelle Freiheit, freie Märkte und die Rolle des Unternehmers in der Wirtschaft erweitert.

Haupttheorien

Theorie des subjektiven Wertes

Die österreichische Schule ist bekannt für ihre Theorie des subjektiven Wertes. Diese Theorie besagt, dass der Wert eines Gutes oder einer Dienstleistung von der individuellen Wertschätzung durch die Marktteilnehmer abhängt. Im Gegensatz zur klassischen Ökonomie, die den Wert eines Gutes aufgrund objektiver Faktoren wie Kosten oder Arbeitsaufwand bestimmt, betont die subjektive Werttheorie die Bedeutung der Präferenzen und Bedürfnisse der Menschen.

Ein zentrales Konzept der subjektiven Werttheorie ist die Grenznutzen-Theorie. Sie besagt, dass der Nutzen oder Wert, den ein Individuum aus einem zusätzlichen Gut oder einer Dienstleistung zieht, abnimmt, je mehr davon bereits konsumiert wird. Diese Idee wird oft verwendet, um die Gesetze von Angebot und Nachfrage sowie die Preissetzung auf Märkten zu erklären.

Theorie der Kapital- und Zins

Die österreichische Schule hat auch bedeutende Beiträge zur Theorie der Kapital- und Zins geleistet. Die Hauptvertreter dieser Schule, wie Eugen Böhm von Bawerk und Carl Menger, waren besonders daran interessiert, den Ursprung des Zinssatzes und seine Rolle im Wirtschaftsprozess zu erklären.

Sie vertraten die Ansicht, dass der Zinssatz das Ergebnis der unterschiedlichen subjektiven Zeitpräferenzen von Individuen ist. Menschen mit einer höheren Zeitpräferenz bevorzugen den Konsum in der Gegenwart gegenüber dem Konsum in der Zukunft, während Menschen mit einer niedrigeren Zeitpräferenz bereit sind, den Konsum in der Gegenwart zugunsten zukünftigen Konsums aufzuschieben. Das Zusammenspiel dieser Präferenzen führt zur Bildung eines Marktzinssatzes, der den Preis für das Leihen und Verleihen von Kapital bestimmt.

Theorie der Geld- und Währung

Die österreichische Schule hat auch wichtige Beiträge zur Theorie der Geld- und Währung geleistet. Vertreter der österreichischen Schule wie Ludwig von Mises und Friedrich A. Hayek haben sich intensiv mit Fragen der Geldtheorie und -politik befasst.

Eine zentrale These der österreichischen Geldtheorie ist die Kritik an staatlicher Intervention in das Geldsystem und die Forderung nach einer freien Marktwirtschaft für Geld und Währungen. Die österreichischen Ökonomen argumentieren, dass staatliche Zentralbanken zu Inflation und Wirtschaftszyklen beitragen, indem sie künstlich niedrige Zinsen festlegen und die Geldmenge erhöhen. Ihrer Meinung nach kann eine stabilere Wirtschaft durch freie Marktwährungen und eine weniger interventionistische Geldpolitik erreicht werden.

Insgesamt unterstreicht die österreichische Schule die Bedeutung der individuellen Entscheidungen und Präferenzen bei der Bestimmung des Wertes sowie die Rolle von Kapital, Zinsen und Geld in der Wirtschaft.

Zukunft der österreichischen Schule

Die österreichische Schule der Nationalökonomie hat im Laufe der Jahre eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Ihre zentralen Prinzipien und Analysen sind sowohl in der akademischen Welt als auch in der politischen Landschaft nach wie vor präsent. Die Zukunft der österreichischen Schule hängt jedoch von einer Reihe von Faktoren ab.

Einer der wichtigsten Faktoren ist die kontinuierliche Forschung und Verbreitung ihrer Ideen. Die österreichische Schule sollte sich auf die Identifizierung neuer Anwendungsbereiche und die Anpassung ihrer Theorien an die sich ändernden wirtschaftlichen Bedingungen konzentrieren. Dies kann durch Zusammenarbeit mit anderen Wirtschaftsschulen erreicht werden, um innovative Lösungen für komplexe ökonomische Probleme vorzuschlagen.

Die Einbindung der österreichischen Schule in den Lehrplänen von Wirtschaftsstudiengängen trägt ebenfalls zur Verbreitung ihrer Ideen bei. Es ist wichtig, den Studierenden sowohl die Grundlagen der österreichischen Schule als auch deren Kritikpunkte vorzustellen. Dies fördert eine ausgewogene Diskussion und ermöglicht es den Studierenden, die Stärken und Schwächen der Schule besser zu verstehen.

Ein weiterer Aspekt ist die Rolle der österreichischen Schule in der Politikgestaltung. Um ihre Ideen effektiv zu vermitteln, ist es wichtig, dass die Vertreter der Schule enger mit politischen Entscheidungsträgern zusammenarbeiten. Dabei sollten sie praktische Lösungen anbieten, die auf ihren theoretischen Grundlagen basieren, ohne ihre Prinzipien zu kompromittieren.

Letztlich hängt die Zukunft der österreichischen Schule von der Bereitschaft ihrer Mitglieder ab, sich den Herausforderungen der modernen Wirtschaftswissenschaften zu stellen und ihre Ideen weiterzuentwickeln.

Es ist jedoch nicht nur die österreichische Schule, die in der heutigen Wirtschaftslandschaft von Bedeutung ist. Auch die Möglichkeit, eine Nullsteuer LLC zu beantragen, kann für Unternehmen von großem Interesse sein. Durch die Gründung einer solchen LLC können Unternehmen von den günstigen steuerlichen Bedingungen profitieren und ihre Geschäfte effektiver gestalten. Bestelle noch heute deine ganz eigene Nullsteuer LLC!

 
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